Presseberichte
Marler Rechtsanwälte verteidigen im Mordprozess
Pokemon-Fall: Pärchen soll im Januar neunjährigen Jungen in Duisburg brutal umgebracht haben
Zwei Marler Rechtsanwälte haben die Verteidungung in einem der schlimmsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte übernommen. Hans Reinhardt (40) aus der Kanzlei Benecken vertritt den 23-jährigen Oliver S. Der gelernte Koch hat bereits gestanden, am 9. Januar in Duisburg den neunjährigen türkischen Jungen Sedat auf grausamste Weise umgebracht zu haben. Der Marler Rechtsanwalt Andreas Lechtenböhmer vertritt die Freundin, der Mittäterschaft vorgeworfen wird.
Wie berichtet, wurde der Junge in der Wohnung des 23-jährigen erwürgt und anschließend zerstückelt. Oliver S. soll die umfassbare Tat nicht allein begangen haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass S. und seine 18-jährige Freundin den Jungen gemeinsam getötet haben. Die Verteidigung der Schülerin, die zunächst von einem Anwalt aus Moers vertreten wurde, hat in der vergangenden Woche der Marler Rechtsanwalt Andreas Lechtenböhmer (37) übernommen: "Die Eltern hatten über eine Empfehlung meinen Namen bekommen und sich bei mir telefonisch gemeldet." Die 18-jährige Schülerin war von Oliver S. schwer belastet worden. Ihr protokoliertes, aber nicht unterschriebenes Geständnis hat die 18-jährige inzwischen widerrufen. Freundin schweigt
Seitdem schweigt die Beschuldigte. Andreas Lechtenböhmer hat seine Mandantin am Karnevalsdienstag in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Köln besucht: "Nach dem Studium der Akten und einem persönlichen Gespräch mit meiner Mandantin bin ich davon überzeugt, dass sie unschuldig ist", erklärte der 37-jährige Strafverteidiger auf Anfrage der MZ.
Die Ermittlungsbehörden sehen dies anders. Nur knapp zwei Monate nach der Bluttat hat die Staatsanwaltschaft Duisburg gegen das Paar Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes erhoben, begangen im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit, zur Befriedigung der sexuellen Lust. Oliver S. hatte den aufgewegten Jungen unter dem Vorwand, ihm Pokemon-Karten zu schenken, in seine Wohnung gelockt. Hans Reinhardt vertritt den 23-jährigen Beschuldigten, der in der Boulevard-Presse als "Pokemon-Killer" bezeichnet wird, schon von Anfang an. Als er erfuhr, was seinem geständigen Mandanten vorgeworfen wird, sei er geschockt gewesen. Doch jeder Straftäter habe ein Recht auf eine angemessene Verteidigung. "Selbst bei einem derart unfassbaren Geschehen müssen die wahren Hintergründe herausgearbeitet werden. Gerade dies bedarf der denkbar besten rechtlichen Unterstützung", begründet der Strafverteidiger die Übernahme des Falls, der seit Wochen bundesweit für Schlagzeilen sorgt. Magisch angezogen von dem Mord an dem kleinen Sedat sind vor allem die Boulevard-Medien. Auf der Jagd nach immer wieder neuen exklusiven Nachrichten und schrecklichen Details der Tat wurden Angehörige, Nachbarn und Verwandte der Tatverdächtigen und des Opfers von Journalisten und Kamerateams Tage lang belagert. Oliver S. sitzt seit seiner Festnahme in der JVA Düsseldorf - hermetisch abgeschirmt von den anderen Gefangenen.
(Quelle: Marler Zeitung)