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Strafrecht

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"Aus Spaß" Molotowcocktails geworfen

Nachts Brandanschlag auf Ausländerheim in Marl - Angeklagte weisen sich gegenseitig Schuld zu

Ein Brandanschlag "aus Spaß". Vier Molotowcocktails, die am 07.Juli 2001 auf ein Asylbewerberheim in Marl flogen. 17 Menschen wohnten dort. Passiert ist zum Glück keinem von ihnen etwas. Auf versuchten Mord lautet jetzt die Anklage.

Fast wie ein Kind sieht Dennis L. (21) aus. Schmal ist er, klein. Packer von Beruf. Neben ihm Holger S. (31), Verkäufer, früher NPD-Mitglied. Brandsätze erloschen vor dem Gebäude

Ausländerfeindliche Motive wirft ihnen die Anklage vor der Jugendstrafkammer des Landgerichtes Essen vor. Nachts Brandsätze auf ein Wohnhaus zu werfen bedeutet, den Tod der Bewohner billigend in Kauf zu nehmen. Die beiden Marler weisen den Vorwurf zurück. Jeder der beiden weist dem anderen die Hauptschuld zu. Er selbst habe nicht die mit Benzin gefüllten und entzündeten Bierflaschen gegen die Hauswand geworfen. Vier Flaschen flogen. Gegen 4.50 Uhr hatten die beiden sich mit einem 24 Jahre alten Marler vor einem Jugendheim getroffen. Auch er sitzt auf der Anklagebank, hielt sich beim Werfen der Flaschen aber abseits. Er muss sich nicht wegen des versuchten Tötungsdeliktes, sondern nur wegen " Nichtanzeige einer Straftat" verantworten. Sie fuhren direkt zu einer Tankstelle, füllten die Flaschen hinter der Fahrertür mit Benzin. Papiertücher drehten sie als Docht, fertig war der eigentlich todbringende Cocktail. Nur so zum Spaß hätten sie die Flaschen auf den Parkplatz eines Baumarktes werfen wollen, sagen sie. Richter Hengst lässt Zweifel an dieser Darstellung erkennen. Tatsächlich, und das räumen sie auch ein, fuhren sie zum Asylbewerberheim. "Asylanten erschrecken", so gaben sie bei der Polizei nach ihrer Festnahme als Motiv an. In der rechten Szene war die Kripo ihnen auf die Spur gekommen, weil sie sich dort mit dem Anschlag gebrüstet haben sollen. Nur ein Zufall haben es die Bewohner des Heimes zu verdanken, dass kein Mensch in den Flammen verletzt wurde, dass niemand in einer Feuerhölle verbrannte. Alle Brandsätze erloschen früh. Aber an einem Fenster waren deutliche Spuren festzustellen. Wären die Bedingungen ein wenig ungünstiger gewesen, so hatte ein Brandsachverständiger festgestellt, hätten die Molotowcocktails verheerende Folgen ausgelöst. Vier weitere Prozesstage hat die 3. Strafkammer eingeplant, um die Hintergründe des Anschlages aufzuklären.

(Quelle: Marler Zeitung)

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