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König ohne Schützenfest

In den vergangenen Tagen verstärkte sich der Druck auf Marco Sickel immer mehr. Gegen den 26-jährigen Finanzmakler wurden nicht nur Betrugsvorwürfe erhoben, sondern auch Strafanzeigen gestellt. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat inzwischen offizielle Ermittlungen eingeleitet.

Neuss | Heute Nacht beendet Marco Sickel vorzeitig seine Amtszeit. Der Schützenkönig, der in den vergangenen Tagen über öffentlich gewordene Betrugsvorwüfe gegen ihn immer mehr unter Druck geraten war, teilte gestern in einem Schreiben an Schützenpräsident Thomas Nickel mit, dass er "nach dem Königsehrenabend" am heutigen Samstag sein hohes Amt zurück geben werde.

Auf einer eilens einberufenen Pressekonferenz zollte Nickel dem vorzeitig scheidenden Repräsentanten "Respekt und Achtung" - und kündigte zugleich an, das Protokoll für Königsehrenabend und Schützenfest werde nicht geändert: "Die Parade findet nun eben ohne König statt." Das war zum bisher ersten und einzigen Mal in der 181-jährigen Vereinsgeschichte 1912 der Fall.

Nachdem Schützenpräsident Nickel gestern aus seinem Sylter Urlaubsdomizil eingeflogen war, nahm der Lauf der Dinge am Nachmittag deutlich an Fahrt auf. In einem Vier-Augen-Gespräch zwischen König und Präsident, das phasenweise um Komiteemitglied Claus Lappen und gegen Ende um Vize-Präsident Peter Söhngen erweitert wurde, stand nach Angaben Nickels die Analyse der aktuellen Situation im Vordergrund. So habe ihn letztlich der Inhalt des Briefs,der zur Demission führte, nicht überrascht: "Ich habe das Entstehen hautnah miterlebt." Er trat aber Vermutungen entgegen, auf Marco Sickel sei Druck ausgeübt worden: "Der Schützenkönig hat diese schwere Entscheidung in eigener Verantwortung getroffen." Er sei sicher ,"dass alle Schützen diesen Schritt respektieren werden."

Marco Sickel begründet seinen Rücktritt mit der öffentlichen Diskussion seiner privatrechtlichen Auseinandersetzungen. Er höre auf, um seine Familie zu schützen und sich künftig angemessen verteidigen zu können. Letztlich gehe er, um den Schützen und dem Schützenfest zu dienen: "Ich weiß um das Vertrauen, was viele weiterhin in mich setzen, und um die Enttäuschung, die viele Schützen jetzt verspüren. "Aber er ziehe einen Schlussstrich, weil falsche und ungerechte Vorwürfe aus seinem Berufsleben in das Schützenwesen bis in den Zug hinein getragen worden seien. Schließlich bittet Marco Sickel die Schützen, "wie gewohnt zu feiern".

So will es auch das Komitee halten. Der Königsehrenabend, heute letzte Amtshandlung von Schützenkönig Marco Sickel, soll in der traditionellen Art und Weise abgehalten werden: mit Laudatio auf den König, mit Rede des Königs, mit Ordenssegen und mit dem Heimgeleit für den König. Auch der Ablauf des Schützenfestes werde nicht geändert. Alles bleibe wie es war, nur die Parade finde ohne König statt. So kommen die rund 6500 Marschierer d´r Maat erop, wo die Parade von Komitee, gewählten Mandatsträgern und Ehrengästen abgenommen werde. Auch das Festmahl im Zeughaus, das ansonsten zu Ehren des König gehalten wird, werde nach der Parade serviert. Komitee und Korpsführer stünden, so Nickel, geschlossen: "Nach der Entscheidung von Marco Sickel ist das nach unserer Überzeugung die beste Lösung."

Nickel verhehlte nicht, dass es für ihn persöhnlich eine der schwersten Stunden seiner Präsidentenzeit sei, den Rücktritt des Schützenkönigs zu verkünden: "Wie wird das Schützenfest ohne König sein? Wir werden sehen! "Deutlich kritisierte Vize-Präsident Söhngen, der in den vergangenen Tagen Verhandlungsführer vor Ort war, "die Methode, wie mit diesem jungen Mann umgegangen wird. Das ist nicht die feine Kaufmannsart. "Von interessierten Dritten werde das Schützenfest missbraucht, um sich Vorteile in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung zu verschaffen.

(Von Ludger Baten | Quelle: Grevenbroicher Zeitung)

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